KMB-Obmann Busch “lernte, wie tröstlich und stärkend das Gedenken an die Leiden Jesu am Kreuzweg sind“
„Ich lag vor einigen Jahren nach einer schweren Krebsoperation und einer Lungenattacke auf einer Intensivstation“, erzählt Robert Busch, der KMB-Dekanatsobmann von Heiligenkreuz. „Um die Lunge zu trainieren wurde ein lichtdurchlässiger Glaszylinder über den Kopf gestülpt, dessen Luftzufuhr mit einem Ventil geregelt war. Immer wurde in Richtung Atemnot eingestellt, um die Lunge zu stärken. Trainingseinheit ungefähr eine Stunde, eine Ewigkeit mit Atemnot im Halbdunkel. Es war hilfreich, in dieser Zeit den ´Schmerzhaften Rosenkranz´ zu beten. Ich lernte, wie tröstlich und stärkend das Gedenken an die Leiden Jesu am Kreuzweg sind. Ich nahm mir vor, einen Kreuzweg für die Mitmenschen zu organisieren, die wir Menschen mit besonderen Bedürfnissen (`Behinderte´) nennen. Einen Kreuzweg also, ohne hinderliche Stufen, der Text laut und verständlich übertragen und in Gebärdensprache übersetzt. Und mit genügend Platz, damit alle Gläubigen rund um die jeweilige Station Platz haben“, so Busch.
Etwas über 1900 barrierefreie Kreuzweg-Besucher*innen bis Ostermontag
„Ich habe mein Anliegen in der KMB Heiligenkreuz meinen Kollegen vorgetragen und sie gingen fleißig ans Werk. Die 14 Relieftafeln des (Heiligenkreuzer-) Kreuzwegs von (Barockbildhauer-) Meister (Giovanni) Giuliani wurden fotografiert und in Originalgröße auf ein Trägermaterial gedruckt. Die Tafeln wurden mit Montagebändern versehen und können so für die Feierlichkeit auf den Säulen des Innenhofes montiert werden. Im Falle von Schlechtwetter stehen eigens angefertigte Staffeleien zur Verfügung, damit der Kreuzweg im (Stifts)Kreuzgang aufgebaut werden kann“, führte Busch weiter aus.
„Im Jahre 2013 am `Schmerzhaften Freitag´ konnte der erste barrierefreie Kreuzweg `Simon von Cyrene´ gegangen, beziehungsweise gefahren werden. Pfarrer Dr. Bernhard Mucha schrieb den Kreuzwegtext, der auch jeweils einen aktuellen Bezug hat. Unter der Leitung des Abtes des Klosters, Pater Maximilian Heim und der Teilnahme von Mitbrüdern haben in den letzten Jahren jeweils an die hundert Gläubige, betreut von den Maltesern, begleitet von Helfern, die die Gebärdensprache beherrschen, aber auch mit Hilfe von Angehörigen, den Kreuzweg miterlebt. Am Ende das Kreuzwegs segnet der Abt die Anwesenden mit der Kreuzreliquie, die von ihm persönlich mitgetragen wird. In diesem Jahr war es auf Grund der Pandemie nicht möglich, den Kreuzweg am `Schmerzhaften Freitag´ dem 26. März (2021 präsent) abzuhalten. Maskenpflicht und Abstand halten war eine zu große Herausforderung“, sagte Busch.
„Mit großer Unterstützung des Abtes, einiger seiner Mitbrüder und unter Teilnahme von ministrierenden KMB Männern wurde der Kreuzweg im Kreuzgang aufgezeichnet und kurzfristig am `Schmerzhaften Freitag´ um 15 Uhr per Livestream übertragen. Auch Radio Maria sendete die Übertragung – und auf Youtube war zu diesem Zeitpunkt die Premiere. Die Aufzeichnung erlaubte die Einblendung der Gebärdensprache. So konnten wir den barrierefreien Kreuzweg `Simon von Cyrene´ bis in die Stuben unserer hilfsbedürftigen Mitbrüder und Mitschwestern bringen. Etwas über 1900 Besucher*innen wurden bis Ostermontag registriert“, resümierte Busch.
Zum Kloster
Das Kloster Heiligenkreuz im Wienerwald wurde von Markgraf Leopold III gestiftet. Als Gründungstag gilt der 11. September 1133. Er gab dem Kloster den Namen „Zum heiligen Kreuz“. Der „Vaterabt“ des Klosters Heiligenkreuz, Bernhard von Clairvaux, legte für alle Zisterzienserklöster eine einheitliche Architektur fest. Diese Übersetzung der Benedikt-Regel in die Architektur definierte aber auch die Anordnung und Nutzung der Gebäude. Die Kirche, der Kreuzgang, die Schlaf- und Essräume entstanden. Das Kloster wuchs, Raum für die tätigen Laien, Werkstätten, aber auch Prunkräume für die kaiserlichen Jagdgäste wurden errichtet. Diese umschließen den Stiftsinnenhof mit einem Säulengang mit 37 Säulen. Von Herzog Leopold V. erhielt das Kloster 1188 ein Kreuzreliquie, die in einer kostbaren Monstranz aufbewahrt und verehrt wird. Es ist ein Höhepunkt der romanischen Zisterzienserarchitektur.
Abt Robert Leeb ließ in der Zeit zwischen 1731 und 1748 in der unmittelbaren Nachbarschaft des Klosters einen Kreuzweg errichten. Der Kreuzweg sollte ihn an seine Pilgerreise ins Heilige Land erinnern. Baumeister Franz Anton Pilgram erbaute das barocke Juwel. Die Ausgestaltung der 14 Kreuzwegstationen oblag dem berühmten Barockbildhauer Giovanni Guiliani, der für „Kost und Logi auf Lebenszeit“ im Kloster wohnte. 35 Stufen führen zu dem Kreuzweg hinauf und 28 Stufen herab. Soweit einige Zahlen, Fakten und Daten zum besseren Verständnis der Geschichte.
Bericht: Franz Vock
Fotos: Studio 1133