Tu etwas – Sommerakademie zeigte Wege von der Ohnmacht zur Wirkmacht


Tu etwas – Sommerakademie zeigte Wege von der Ohnmacht zur WirkmachtMit einem Appell zur Beteiligung am gesellschaftlichen Diskurs eröffnete KMBÖ-Vorsitzender Leopold Wimmer die 32. Sommerakademie der KMBÖ zum Thema „Von der Ohnmacht zur Wirkmacht“ vom 11.-14. Juli 2018 im St. Pöltener Bildungshaus St. Hippolyt, denn der „Populismus ist eine Politik, die nicht bei sachlichen Überlegungen bleibt“. Und „Tu etwas“, war auch die Schlussfolgerung des Geistlichen Assistenten der KMB-St. Pölten, Pfarrer Erich Hitz, aus dem Gleichnis der anvertrauten Talente (Mt 25,14-26a) beim Eröffnungsgottesdienst.

Die Menschen mögen

Für eine aktive Beteiligung der BürgerInnen an der gesellschaftlichen Entwicklung sprach sich der Journalist und Medienberater Peter Pelinka aus. Es gebe eine Unübersichtlichkeit der globalisierten Welt, eine Amerikanisierung der Politik und die traditionelle Politik verliere an Bedeutung. Ein Beispiel für die positive Verwendung von Emotionen sei der neue Papstfilm „Ein Mann seines Wortes“, sagte Pelinka. Wenn man etwas mit festem Willen machen will, kann man es auch, zitierte der KMB-Vorarlberg Vorsitzende Herbert Nußbaumer seinen Vater.

Für Boris Ginner, Politikwissenschaftler in der Arbeiterkammer Wien, sind alle Menschen lernfähig, wenn sie geeignete Bedingungen vorfinden. Er sprach sich für eine Interessensförderung statt einer Defizitorientierung aus, da Bildung befreien müsse, die Persönlichkeitsentwicklung und soziale Kompetenz fördere. Es braucht Motivation, Übung und Disziplin für die Entwicklung eines Talentes, sagte Christoph Riedl-Daser, Bereichsleiter  für Solidarität, Kommunikation und Soziales der Caritas St. Pölten. Er erinnerte an den Appell von Papst Franziskus, dem Gemeinwohl Vorrang gegenüber der Aneignung der Güter durch einige wenige einzuräumen. Pfarrer Helmut Schüller betonte, da Talente „Großartiges bis Schreckliches“ bewirken können, brauche es dazu eine „konstruktive Kraft“ in Form von Gott oder Liebe, wobei er unter Liebe den umfassendsten Blick auf die ganze Wirklichkeit verstand. Zudem sei es wichtig, „die Menschen zu mögen, mit denen man zu tun hat“, so Schüller.

Die Pressereferentin der EZA Fairer Handel GmbH Andrea Reitinger fragte, wie Konsumverhalten den sozialen Frieden bewirken kann, dessen Wahrung eine Hauptaufgabe des Sozialstaates sei. Sie wies darauf hin, alle EZA Kaffees stammen aus einem kontrolliert biologischen Anbau. Schon vor 30 Jahren bei der Entwicklung des Organico Kaffees waren Bauern Pioniere. Mit dem Adelante Kaffee aus Frauenhand gelang es, Frauen zu Besitzerinnen des Landes zu machen, die über ihr Einkommen entscheiden. Damit leben Bauern und Bäuerinnen „ein Konzept von Landwirtschaft gegen alle Widerstände, dass sie unabhängiger macht“, sagte Reitinger.

Glaube ist an seinen Früchten erkennbar

Marco Fegerl vom Verein für Konsumenteninformation betonte, es brauche Laboratorien und Vorbilder, um über ein verantwortlicheres Konsumverhalten ins Gespräch zu kommen. Während das kapitalistische System Wachstum brauche, sich der Staat oft zurück ziehe und dieses auch nicht notwendige Jobs produziere, gehe es um echte Arbeit die wir brauchen in Form von sozialer Arbeit.

Der Gründer und Geschäftsführer von Pastoralinnovationen, Georg Plank, wies darauf hin, Glaube brauche ein „in die Welt kommen“, eine lebendige Beziehung und Verwandlung; Er bewirke wirkungsvolle Taten, sei an seinen Früchten erkennbar, wenn er an tatsächlichen Brennpunkten anknüpfe, möglichst vielen Talenten Raum gebe, professionell sei und „das Zusammenspiel aller Akteure funktioniere wie bei einer guten Fußballmannschaft“, so Plank. Der Präsident des Katholischen Laienrates Österreichs, Wolfgang Rank, betonte, wer sich engagiere, solle „Diener sein“ (vgl. Mk 10,42). Aufgabe der Christen sei es, das Elend der Menschen wahrzunehmen, Mitleid zu haben, ggfs. Widerstand zu leisten und aktiv zu gestalten.

Viel Talent und Herz wurde von den jeweiligen diözeanen Vorbereitungsteams auch in die Gestaltung des täglichen Morgen- bzw. Abendlobes gelegt. An den Nachmitttagen ermöglichten Arbeitsgruppen wie Männerleben, Biblische Zugänge und die Gruppe Kultur und Freizeit mit Besuchen im Stift Lilienfeld, im AKW Zwentendorf und Führungen in St. Andrä an der Traisen und Heiligenkreuz-Gutenbrunn eine Vertiefung des Themas.

Die KMB der ED Wien war an der Sommerakademie mit 8 Personen vertreten, darunter Diözesanobmann Richard Wagner, Diözesansekretär Michael Juppe, KA-Generalsekretär Christoph Watz und die Vikariatsverantwortlichen Robert Busch, Hermann Hunger und Wilhelm Weiss vertreten. Aus der Diözese Graz-Seckau brachte am 13. Juli ein Autobus zusätzliche 31 TeilnehmerInnen, die sich teilweise dafür schon um 4.45 Uhr auf den Weg gemacht hatten. Ein Heurigenbesuch, zu dem die KMB-St. Pölten am 13 Juli Abends eingeladen hatte, rundete diese Begegnung von Männern und Frauen aus den verschiedenen österreichischen Bundesländern ab. Mit großer Dankbarkeit verabschiedeten sich viele der TeilnehmerInnen  für die Vielzahl an ermutigenden Erfahrungen.

Franz Vock

Ausführlicherer Bericht über die Sommerakademie – siehe http://www.kmb.or.at/site/oesterreichweiteveranstal/sommerakademie