Nachruf auf OStR Mag. Ernest Theußl


KAÖ-Präsident Kaineder würdigt verstorbenen KMBÖ-Vorsitzenden

„Ernest Theußl hat die Berufung und Sendung der Laien in der Kirche auf überzeugende Weise gelebt und im Geist der Katholischen Aktion kirchliches Leben und Wirken mitgeprägt.“ Mit diesen Worten würdigte der Präsident der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ), Ferdinand Kaineder, den am Dienstag verstorbenen Vorsitzenden der Katholischen Männerbewegung Österreich (KMBÖ). „Im unserem Leitbild heißt es: ‚Die Katholische Aktion ist Kirche ganz im Sinne des II. Vatikanischen Konzils. Auf dieser Basis verstehen wir uns als die offensive kirchliche Mitte und sehen unseren Auftrag in der Mitgestaltung von Gesellschaft und Politik im Sinne des Evangeliums.‘ Und im entsprechenden Konzilstext ist zu lesen: ‚Das Apostolat der Laien ist Teilnahme an der Heilssendung der Kirche selbst. Zu diesem Apostolat werden alle vom Herrn selbst durch Taufe und Firmung bestellt‘“, erinnerte Kaineder.

„Ganz in diesem Sinne hat Ernest Theußl über mehrere Jahrzehnte das Leben in seiner Heimatpfarre Deutschlandsberg auf vielfältige Weise mitgetragen und sich in der KMB und in der KA auf Diözesan- und Österreichebene engagiert, und er hat viele motiviert, ebenso sich zu beteiligen und mitzugestalten. Wir werden ihn so fest in dankbarer Erinnerung behalten.“

In einem Interview für die KAÖ-Homepage hat Theußl einmal betont: „Gewiss sind Klima, Geschlechtergerechtigkeit, Soziales, Pandemie und Frieden die großen Themen der Gegenwart, aber die ureigenste Aufgabe der Katholischen Aktion ist es, den Christinnen und Christen unserer Kirche im Glauben Stütze und Hilfe zu sein.“ Weiter sagte er: „Wir müssen einen Weg finden, wie trotz Home-Office und Home-Learning eine erlebbare und beglückende Gemeinschaft aufgebaut werden kann. Denn der Mensch wächst am Du, nicht am PC! Deshalb ist mein Wunsch an die KA der, dass sie allen isolierenden Tendenzen mutig entgegentritt, gemeinschaftsfördernde Projekte bevorzugt.“

Der Begräbnisgottesdienst für Ernest Theußl findet am Dienstag, 23. Juli, ab 11 Uhr in der Pfarrkirche Deutschlandsberg statt. Am Vorabend, 22. Juli, wird ab 19 Uhr ebenfalls in der Pfarrkirche Deutschlandsberg für den Verstorbenen gebetet.

Theussl wurde am 6. Jänner 1947 in Deutschlandsberg geboren. Er studierte Theologie und unterrichtete anschließend bis zu seiner Pensionierung am Akademischen Gymnasium in Graz und am Bundesoberstufenrealgymnasium (BORG) Deutschlandsberg Religion. Bereits seit Anfang der 1970er Jahre engagierte er sich in der KMB der Diözese Graz-Seckau. 2003 übernahm deren Obmannschaft, die er aufgrund mehrfacher Wiederwahl bis 2021 innehatte. Im Herbst 2018 wurde zum Vorsitzenden der KMBÖ gewählt, 2021 in dieser Funktion wiedergewählt.

OStR Mag. Ernest Theußl.
OStR Mag. Ernest Theußl +
Foto: ReA

Nachruf der Pfarre Deutschlandsberg

„Vorm Herrgott einmal lieber mit schmutzigen als mit leeren Händen dazustehen“ – das war das Ansinnen der Theologen in den 68er-Jahren und auch das von OStR Mag. Ernest Theußl. Und um dem zu entsprechen, gestaltete er auch sein ganzes Leben, das nun nach schwerer Krankheit zu Ende gegangen ist. Mit großer Betroffenheit weitester Kreise musste diese Tatsache zur Kenntnis genommen werden, hieß es doch von einem angesehenen, überaus beliebten Mitmenschen nun für immer Abschied zu nehmen.

Mag. Ernest Theußl ist mit seinem Bruder in Bösenbach aufgewachsen, und es war seine Volksschullehrerin, die die Eltern davon überzeugte, dass „der Bub studieren“ müsste. Er kam ins Oeverseegymnasium nach Graz, wo er maturierte. Schon früh hatte er den Wunsch, Mittelschullehrer mit den Fächern Latein und Geschichte zu werden. Sein Religionsprofessor und das 2. Vatikanische Konzil mit den Neuerungen und der Einladung an Laien zur Mitarbeit faszinierte ihn jedoch so sehr, dass er sich für das Theologiestudium und das Zweitfach Philosophie entschied. 1969 finden wir Ernest Theußl bereits im Schuldienst am BORG,
wo er dann 40 Jahre – bis 2010 – „Katholische Religion“ unterrichtete. Große Toleranz und Aufgeschlossenheit führten dazu, dass er im Geiste einer „aufge-schlossenen und zeitgemäßen Kirche“ das Interesse der Jugendlichen zu wecken versuchte und als äußerst beliebter Professor, der auch andere Funktionen wie etwa die Maturaball-Organisationen übernommen hatte, allen in guter
Erinnerung bleibt.

Prägend und grundlegend mitgetragen hatte er aber insbesondere in vielen Bereichen das Pfarrleben. Mag. Ernest Theußl war jahrelang geschäftsführender Vorsitzender des Pfarrgemeinderates, hatte viele, viele Jahre die Pfarrblatt-Redaktion inne, zahlreiche wissenschaftliche Beiträge und etliche Bücher verfasst, war u. a. Wortgottesdienstleiter, gestaltete Begräbnisse, Maiandachten,
Fastenandachten, Osterspeisensegnungen, Bittprozessionen und seine Texte bei den von ihm gehaltenen Maiandachten in Bösenbach und Mitteregg wurden sogar in einem Handbuch durch die KMB österreichweit aufgelegt. Am Bildungssektor sind weiters die verschiedenen Vorträge zu nennen, wobei der für März geplante zum Thema. “Kirche und Demokratie – geht das zusammen“ aus Krankheitsgründen schon abgesagt werden musste.

Aber nicht nur in der Pfarre, sondern auch in der Diözese und speziell bei der Katholischen Männerbewegung schätzte man seinen großartigen Einsatz. Mag. Theußl wurde sogar zum Steiermark- bzw. zum Bundesvorsitzenden der KMB gewählt und erhielt für Jahrzehnte lange Tätigkeit noch im Dezember des vergangenen Jahres die höchste Auszeichnung, die der Bischof vergeben kann, das Ehrenzeichen der Diözese Graz-Seckau.

Mit der Präsentation des Kirchenführers von Deutschlandsberg, eines 120 Seiten umfassenden kleinen Buches mit dem Titel „HIC EST DOMUS DEI – DIE STADTPFARRKIRCHE ALLERHEILIGEN ZU DEUTSCHLANDSBERG“ Ende November des vg. Jahres hat Mag. Ernest Theußl ein bleibendes Werk hinterlassen. Hatte er bereits 1983 eine 20seitige Broschüre über die Kirche verfasst, so hatte er für das neue Buch in immenser Arbeit die Geschichte der Kirche und ihre Ausstattung aus theologischer, geschichtlicher und kunsthistorischer Sicht für eine breite Leserschaft aufbereitet. Für eine breite Öffentlichkeit tätig zu sein war aber auch der Beweggrund, dass Mag. Theußl in die Politik ging und 25 Jahre lang ÖVP-Gemeinderat und 11 Jahre Vizebürgermeister der Stadt war.

Deutschlandsberg verlor mit ihm einen nicht nur beliebten, sondern auch hoch geschätzten Mitbürger, dem man noch lange ein ehrendes Gedenken bewahren wird. Der Familie mit seiner Frau und den drei Söhnen und deren Angehörigen gilt nun die aufrichtige Anteilnahme all jener, die sich mit ihr verbunden fühlen.