Ein KMB-Diözesanmännertag zu den ethischen Grundlagen des Staates
An die Bitte König Salomon bei seiner Thronbesteigung „Verleih deinem Knecht ein hörendes Herz, damit er dein Volk zu regieren und das Gute vom Bösen zu unterscheiden versteht“ (1 Kön 3,9), erinnerte Altabt Gregor Henckel-Donnersmarck OCist am Diözesanmännertag der Katholischen Männerbewegung zum Thema „Verlässt der Staat seine ethischen Grundlagen? – die Kirche als Verteidigerin des Naturrechts“ im Stift Heiligenkreuz am 16. Oktober 2021, wobei er besonders die Fragen des Lebensbeginns und Lebensendes vor den knapp 60 Vertretern des Weinviertels, Industrieviertels und der Stadt Wien in den Blick nahm.
Die Fenster wieder aufreißen
„Dem Recht zu dienen und der Herrschaft des Unrechts zu wehren ist und bleibt die grundlegende Aufgabe des Politikers“, erläuterte Henckel -Donnersmarck mit den Worten von Papst Benedikt XVI vor dem Deutschen Bundestag am 22. September 2011. Bei einem Großteil der rechtlich zu regelnden Materien könne zwar die Mehrheit ein genügendes Kriterium sein, doch reiche in den Grundfragen des Rechts, in denen es um die Würde des Menschen und der Menschheit gehe, das Mehrheitsprinzip nicht aus. Daher brauche es ein universell gültiges Ordnungsprinzip, dass aus der Natur und seiner Vernunft hervorgehe. Dabei habe die Kirche den 3000-jährigen Bogen von Origenes bis zur Gegenwart nicht aufgegeben.
„Im Gegensatz zu anderen großen Religionen hat das Christentum dem Staat und der Gesellschaft nie ein Offenbarungsrecht, eine Rechtsordnung aus Offenbarung vorgegeben“, so Henckel-Donnersmarck, sondern stattdessen auf Natur und Vernunft als die wahren Rechtsquellen verwiesen, was freilich das Gegründet sein beider Sphären in der schöpferischen Vernunft Gottes voraussetze. Dabei verwies er auch auf die Europäische Menschenrechtskonvention und die Enzyklika Veritatis splendor.
Wir dürfen auf das positivistische Konzept von Natur und Vernunft keinesfalls verzichten, doch gleiche die sich exklusiv gebende positivistische Vernunft „Betonbauten ohne Fenster, in denen wir uns Klima und Licht selber geben, beides nicht mehr aus der weiten Welt Gottes beziehen wollen“, sagte Henckel-Donnersmarck. Vielmehr müssen heute die Fenster „wieder aufgerissen werden, wir wieder die Weite der Welt, den Himmel und die Erde sehen und all dies recht zu gebrauchen lernen“.
Sich als Gabe verstehen
Der große Theoretiker des Rechtspositivismus Hans Kelsen sagte mit 84 Jahren, dass „Normen nur aus dem Willen kommen können. Die Natur könnte folglich Normen nur enthalten, wenn ein Wille diese Normen in sie hineingelegt hat“, führte der Altabt mit den Worten Papst Benedikt XVI aus. „Der Mensch ist selbst Natur und muss sich in die Natur wieder einbinden, sich selbst wieder als Gabe verstehen und nicht als Produkt, das man wegwerfen kann“, schloss Henckel-Donnersmarck.
Der Geistliche Assistent der KMB Willibald Steiner sagte in seiner Einstimmung zum Männertag: „Die Schöpfung ist uns geschenkt als ein Ort des Lebens unserer Welt – eine einmalige Gabe in der Zeit. Die Erde, unsere Heimat in ihrer Schönheit, aber auch in ihrer Verletzlichkeit ist uns vom Schöpfer anvertraut, damit auch unser eigenes Leben und Sterben. Wir haben es in unseren Händen“. Prof. Conrad Artmüller sorgte als Kantor und Organist für die musikalische Gestaltung des Lobpreises.
KMB-Diözesanobmann Richard Wagner begrüßte die Männer, darunter den designierten neuen Geistlichen Assistenten P. Walter Ludwig OCist, dankte ihnen für ihr Kommen, das engagierte Gespräch und resümierte: „Das hochaktuelle Referat zeigte die Wirkungen und Entwicklungen in Europa auf. Es wies auf die logischen Spannungen in der Europäischen Völkergemeinschaft und deren Ursachen, die sich durch die Nichtbeachtung des Naturrechtes zwangsläufig ergeben, hin“.
Das anschließende leckere Mittagessen wurde von den Männern zu einem ausführlichen Gedankenaustausch genützt, wo auch die Freude über das wieder einander sehen können oftmals zum Ausdruck kam. Mit einer Führung durch das Stift klang der Diözesanmännertag aus.
Franz Vock