Männer Einkehrtag des Vikariats „Unter dem Wienerwald“ in Laxenburg


unter der Leitung von P. Lorenz Voith, CSsR, Bischofsvikar der Diözese Eisenstadt, am 23. März 2022.

Vikariatsobmann Wilhelm Weiss begrüßte 33 Teilnehmer zum traditionellen Einkehrtag, der Pandemie bedingt im Pfarrzentrum anberaumt war. Ortspfarrer Dr. Vasile Ciobanu, Emer. Prälat Dr. Karl Hofegger, Msgr. Walther Kratzer, und die Herren Diakone Peter Stroissnig und Ing. Peter Ernst waren unter den Teilnehmern.

Nach einem Gedenken an unsere Verstorbenen begann kurz nach 15 Uhr unser besinnlicher Nachmittag zum Thema „Klemens Maria Hofbauer – Erbe und Auftrag“.  Ein spannendes Thema, wenn man bedenkt, dass nicht einmal viele Wiener wissen wer dieser Heilige Mann und Stadtpatron von Wien war und was er alles bewirkt hat. Ein Seelenführer und Lebensberater von Menschen aus allen Berufs- und Gesellschaftsschichten, ein Glaubenszeuge mit seiner ganzen Existenz.

Im ersten Teil des Vortrags erhielten wir Kenntnis vom Beginn der Lebensgeschichte von Klemens Maria Hofbauer, dessen Taufname ja eigentlich Johannes war. Von seiner Geburt 1751 in Taßwitz bei Znaim, der Kindheit im Schoß der Familie, seinem erlernten Beruf als Bäcker, seinem rastlosen Reisen und Suchen, mal als Einsiedler in Taßwitz oder in Tivoli bei Rom. Als Eremit nannte sich Johannes Hofbauer nun Klemens Maria. Er unternahm in dieser Zeit auch Fußwallfahrten nach Rom. In dieser Zeit lernte er auch die Schriften von Alfons Maria von Liguori kennen, der im Königreich Neapel als Erneuerer des religiösen Lebens wirkte und zahlreiche Bücher verfasst hatte.

Mit 32 Jahren konnte er das Theologiestudium wieder aufnehmen. Eine staatliche Reform der Priesterausbildung vertrieb Klemens allerdings wieder bald aus Wien. 1784 brach er nach Rom auf und trat dort als 33-Jähriger gemeinsam mit seinem Freund Thaddäus Hübl in die von Alfons Maria von Liguori gegründete Kongregation der Redemptoristen ein. Nach kurzem Noviziat und nach Abschluss des Theologiestudiums wurden beide zu Priestern geweiht und von den Oberen zurück in ihre Heimat geschickt. In Wien sahen sie aber keine Möglichkeit, seelsorglich zu wirken. So gingen sie nach Warschau. Dort wurde ihnen die Kirche St. Benno anvertraut, wo sie ein Waisenhaus und eine Schule für arme Kinder mit bis zu 500 Plätzen aufbauten und eine „immerwährende Mission“ einrichteten. Hier konnten sie ihre Vorstellung von religiöser Erneuerung verwirklichen. Ihnen schlossen sich viele junge Leute an, die als Ordensmitglieder oder auch als Laien mit ihnen arbeiteten, bis im nun von Napoleon abhängigen Herzogtum Warschau auf dessen Befehl das kirchenfeindliche Regime 1808 die gesamte Einrichtung schloss und sämtliche Mitglieder des jungen Ordens in ihre jeweiligen Heimatländer auswies. Klemens Maria Hofbauer und sein Mitbruder Martin Stark wurden nach Wien geschickt.

Im zweiten Teil des spannenden Vortrags umriss P. Lorenz Voith das Wirken von Klemens Maria Hofbauer in Wien, seinem Romantiker Künstler Freundeskreis, seinem unermüdlichen Einsatz bis hin zur Erschöpfung.

In Wien ließ man Klemens an der Minoritenkirche als Aushilfspriester für die Wiener Nationalkirche der Italiener von 1809 bis 1813 wirken. Aber außer Beichte hören konnte er, der einst die ganze Welt bekehren wollte, nicht viel tun. Zu seinen Beichtkindern gehörten Adelige und Beamte, Gelehrte und Künstler, Bischöfe und Universitätsprofessoren, Reiche und Arme.1813 nahm er die Stellung eines Beichtvaters und Kirchenrektors bei den Ursulinen an. Hier beschränkte er sich allerdings nicht nur auf die Seelsorge für die Schwestern, er ging auch zu den Armen in den Vorstädten Wiens und brachte ihnen Lebensmittel und Kleider. Im Kreis seiner Beichtkinder und Freunde organisierte er den stillen Widerstand gegen Armut und Elend. Das Geheimnis seines nachhaltigen Wirkens war wohl seine persönliche Ausstrahlung, die geprägt war von seiner tiefen und glaubwürdigen Religiosität, die viele Suchende und vom nüchternen Rationalismus der Josephinischen Kirchenreform Enttäuschte anzog. Seine Predigten waren schlichte Reden einer vom Evangelium geprägten Priesterpersönlichkeit ohne den damals üblichen rhetorischen Schnickschnack. Obwohl er selbst weder Literat noch Künstler und schon gar nicht Wissenschaftler war, wurde er zum Herzstück des Wiener Romantikerkreises. Hofbauer dürfte jene natürliche, tief in der Persönlichkeit verwurzelte Religiosität verkörpert haben, welche die Romantiker nach einer langen Zeit des Rationalismus gesucht und idealisiert haben. „Nur Mut, Gott lenkt alles!“ und „Das Evangelium muss neu verkündet werden!“, das war sein Leitmotiv, „Evangeliumspredigt“ statt „Nützlichkeitspredigt“, das war ihm ein Herzensanliegen. Er selbst ließ sich vom Evangelium verwandeln und von den Menschen, die sich an ihm anhielten, evangelisieren. Am 15. März 1820 starb Klemens Maria Hofbauer an Erschöpfung und wurde am sogenannten Romantiker Friedhof in Maria Enzersdorf bei Mödling beigesetzt. Dass die Redemptoristen am 19. April 1820 durch Kaiser Franz I. wieder zugelassen wurden, und die Kirche Maria am Gestade an die Kongregation übergeben wurde, konnte er nicht mehr erleben. Im Zuge des Seligsprechungsprozesses wurden am 4. November 1862 seine sterblichen Überreste als Reliquien in diese Kirche übergeführt. Sein Grab zierte zunächst eine Grabplatte (1859–1862) von Josef Gasser. 1987 schuf der Bildhauer Oskar Höfinger einen marmornen Reliquienaltar, der ein Reliquiar mit den sterblichen Überresten Hofbauers enthält. Die Grabplatte von 1862 wurde damals in unmittelbarer Nähe an der Wand stehend aufgestellt. Das Grab in Maria Enzersdorf besteht bis heute. Papst Leo XIII. sprach ihn am 29. Jänner 1888 selig, am 20. Mai 1909 wurde er von Pius X. heiliggesprochen. Seit 1914 ist er (zweiter) Stadtpatron von Wien.

Zum Abschluss gab es ein sehr gelungenes Themenwechselspiel zwischen Vortrag und Gespräch.

Um 18 Uhr feierten wir in festlicher Weise die Liturgie am Vorabend zum Sonntag Laetare in der Pfarrkirche, mit Assistenz unserer beiden Diakone. Um 19:15 Uhr gingen wir mit großer Freude und herzlichem Dank an unsere Gastgeber und Alle die gekommen waren, reich beschenkt nach Hause.

„Die Freude am Herrn ist unsere Stärke“!                                                                                                                      

  Bericht: Wilhelm Weiss
Bilder: Karl Gottfried Jeschko, Wilhelm Weiss, Wikimedia Commons