Männerforscher Lehner und Psychiater Bonelli betonten bei Diskussion Bedeutung des Vaters für Entwicklung des Kindes
Unter dem Motto „Väter 4.0 – Der Mehrwert der Männer im Leben ihrer Kinder“ stand am 23. Oktober 2018 eine Podiumsdiskussion im Curhaus Wien. Dabei beleuchteten u. a. der Männerforscher und Psychotherapeut Erich Lehner sowie der Psychiater und Psychotherapeut Raphael Bonelli, die Bedeutung des Vaters für die Entwicklung des Kindes. Bonelli sah den Mehrwert des Vaters für Kinder vor allem in den traditionell männlichen Eigenschaften: „Die Zusammenfassung der Dimension der Väterlichkeit ist die Stärke. Frauen und Männer ergänzen sich perfekt und es ist beglückend, wenn man es in der Partnerschaft umsetzen kann und Kinder davon profitieren“, sagte er in seinem Statement: „Erst zwei Blickwinkel der Eltern sehen dreidimensional. Von diesen unterschiedlichen Blickwinkeln profitiert das Kind.“ Bonelli befürchtete zugleich aber auch: „Wenn der Vater versucht besonders mütterlich zu sein, dann wird das Paar einäugig.“
„Männer können es genauso gut wie Frauen“, war Männerforscher und Psychotherapeut Erich Lehner überzeugt. Er zeigte in seinem Statement zum Thema „Wieviel Mütterlichkeit braucht ein Vater“ auf, dass es zahlreiche wissenschaftliche Beweise gebe, dass Männer auch Eigenschaften entwickeln könnten, die traditionell eher den Müttern zugeschrieben werden. „Am besten wäre es für die Vater-Kind Bindung, wenn die Mutter nach einem halben Jahr eine Weltreise machen würde und die Omas Betretungsverbot hätten“, so Lehner ironisch.
Die Wahrheit daran sei, dass Väter auch alleine mit ihren Kindern sein und die Pflege übernehmen sollten. Aus zahlreichen Fällen wisse man, dass sie innerhalb von zehn Tagen in der Lage seien, Kinder kompetent zu versorgen und zu betreuen, so der Wissenschaftler. Studien, die er lieferte, zeigen, dass es auf die Persönlichkeit der beiden Elternteile ankomme und nicht auf das Geschlecht.
Im Anschluss diskutierten fünf Väter gemeinsam den Mehrwert der Männer im Leben ihrer Kinder. Die Vaterrolle aus der Perspektive des Großvaters sah dabei Ralf Sauer: „Man bleibt auch als Großvater selbstverständlich Vater. Unserem Enkel können wir uns aber mit einer ganz anderen Präsenz widmen als wir es als Eltern konnten. Das finde ich grandios und das machen wir sehr gerne“, so der zweifache Vater über die Beziehung zu seinem Enkelkind.
Als Psychotherapeut beobachte er: „Ich habe noch nie einen Mann getroffen, der geglaubt hat, die Mutter ersetzen zu können. Wohl aber manche Mütter, die geglaubt haben, sie können den Vater ersetzen.“
Fazit der Veranstaltung war, dass es viele Ansichten zum Thema Vater und viele Wege gibt, seine Vaterrolle zu entdecken. „Wichtig ist, dass Väter präsent sind im Leben ihrer Kinder. Es ist für sie selbst die größte Bereicherung“, so Alfred Trendl, Präsident des Katholischen Familenverbandes Österreich (KFÖ).
Als einzige Frau kam an diesem Väterabend die Wiener Familienverbandsvorsitzende Barbara Fruhwürth zu Wort. „Vater sein – verpass nicht die Rolle Deines Lebens“ werde auch im kommenden Jahr Schwerpunktthema des Verbandes sein. „Wir wollen Väter zur aktuellen Teilhabe an Erziehung und Betreuung animieren, denn davon profitieren nicht nur wir Mütter, sondern vor allem die Väter und natürlich die Kinder“, so Frühwürth.
Die Veranstaltung, an der rund 80 BesucherInnen teilnahmen, wurde vom KFÖ, dem Familienverband der Erzdiözese Wien, der Kirchenzeitung „Der Sonntag“ und mit Unterstützung des Bundesministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz durchgeführt. Mehr dazu siehe unter www.vatersachen.at .
Kathpress