GEDANKEN ZUR HEILIGEN WOCHE – KARWOCHE


Da es durch die Corona Krise wenige Aktivitäten und Berichte in der KMB gibt und wir die Heilige Woche nur über die Elektronischen Medien mitfeiern können, hier ein spiritueller Beitrag mit Gedanken zur Heiligen Woche – der Karwoche. Die Texte sind Kommentare von SCHOTT zu den Liturgischen Texten am Palmsonntag, Gründonnerstag und Karfreitag. 

Bis heute ist die Kirche Christi für die Welt eine Torheit. Man kann sie verachten, misshandeln. Sie ist schwach. Oder sie versucht es mit Triumphalismus, das ist noch schlimmer, es ist eine Verfälschung und ein Ärgernis.

Das Reich Gottes, das Jesus verkündet hat, ist für die Armen. Er selbst hat in Armut und Schwachheit gelebt. Der Hosanna-Jubel des Palmsonntags ändert daran nichts. Jesus weiß, bald wird er diese ganze Menge gegen sich haben. Auch die Jünger werden ihn allein lassen. Jesus ist ein armer und demütiger Messias. Er will es so.

Der Einzug Jesu in Jerusalem wird von allen vier Evangelisten berichtet. Markus ist der Nüchternste, bei ihm bleibt alles in bescheidenem Rahmen. Matthäus berichtet größer  und feierlicher. Das Prophetenwort Sacharja 9,9 erfüllt sich: Jesus kommt als König nach Jerusalem, bescheiden und als Friedenskönig. Das Volk aber jubelt ihm zu als dem Sohn Davids, als dem, der „im Namen des Herrn“ kommt.

Pietro Lorenzetti um 1325/30, Fresco in S. Francesco in Assisi, Quelle: Wikimedia Commons
Pietro Lorenzetti um 1325/30, Fresco in S. Francesco in Assisi, Quelle: Wikimedia Commons

Frei und wissend geht Jesus seiner Stunde entgegen. Der Evangelist deutet den Weg Jesu als Liebe „bis zur Vollendung“: bis ans Ende, bis zum Äußersten seiner göttlichen und menschlichen Möglichkeit. In der tiefsten Erniedrigung Jesu wird seine göttliche Größe offenbar. Die Fußwaschung ist, wie das Abendmahl, Vorausnahme und Darstellung dessen, was am Kreuz geschah: dienende Liebe, Hingabe bis in den Tod. Die Liebe ist das Lebensgesetz Christi und seiner Kirche.

Simon Uschakow, Ikone um 1685, Quelle: Wikimedia Commons
Simon Uschakow, Ikone um 1685, Quelle: Wikimedia Commons
Giotto di Bondone, Fresco um 1303, Arena Kapelle in Padua, Quelle: Wikimedia Commons
Giotto di Bondone, Fresco um 1303, Arena Kapelle in Padua, Quelle: Wikimedia Commons

Was sich im Leiden und Sterben des „Gottesknechtes“ ereignet hat, ist eigentlich unfassbar. Und es geht alle an: Israel und die Völker der Erde. Das Vierte Lied vom Gottesknecht beginnt mit einer Gottesrede und verläuft dann in Rede und Gegenrede zwischen dem Volk (den Völkern) und dem Propheten; durch eine zweite Gottesrede wird das Lied abgeschlossen. Den vollen Sinn dieses prophetischen Textes können wir erst verstehen, seitdem sich in Christus alles erfüllt hat. Er ist der Mann der Schmerzen, er hat die Schuld von uns allen auf sich genommen und gesühnt.

Die Leidensgeschichte ist viel mehr als ein bloßer Bericht; sie ist Deutung und Verkündigung, sie sagt nicht nur, was geschah, sondern auch warum und wozu es geschah. Das Johannesevangelium zeigt noch deutlicher als die früheren Evangelien, dass Jesus sich mit klarem Wissen freiwillig dem Tod ausgeliefert hat. Souverän steht er seinen Anklägern und Richtern gegenüber. Niemand kann ihm das Leben entreißen, er selbst gibt es hin. Nach der Darstellung des Johannesevangeliums starb Jesus zu der Stunde, als im Tempel die Lämmer für das Paschamahl geschlachtet wurden. Er selbst ist das wahre Osterlamm, sein Blut ist der Preis für unsere Rettung.

Herrad von Landsberg, aus Hortus Deliciarum um 1180, Quelle: Wikimedia Commons (CC-BY-SA 3)
Herrad von Landsberg, aus Hortus Deliciarum um 1180, Quelle: Wikimedia Commons (CC-BY-SA 3)

Die Absolutheit, mit der sich Christus am Kreuz in Liebe seinem Vater hingibt, wird zur totalen Liebes-Gabe an alle Menschen. In Jesus Christus wird eine neue Daseinsform offenbar, innerhalb deren der Gegensatz zwischen der Liebe zu Gott und der Liebe zu den Menschen zunichte gemacht wird. Diese unauflösliche Einheit antasten zu wollen heißt den Wesenskern und das unverrückbarste Merkmal christlichen Daseins verleugnen … Der Christ kann seinen Dienst am Menschen nicht von seiner Beziehung zu Gott trennen. In der Nachfolge Christi ist es gerade die absolute Hingabe an Gott, die uns zur besten Garantie für eine absolute Dienstbereitschaft am Nächsten und seiner Not wird.

(Claude Geffré)