Der mit 10.000 Euro dotierte Oscar-Romero-Preis 2018 ist am 15. November 2018 in Oberndorf bei Salzburg an den Peruaner Francisco San Martin verliehen worden. Die entwicklungspolitische Aktion „Sei so frei“ der Katholischen Männerbewegung Österreich (KMBÖ) vergibt den Preis jährlich an Personen, die sich in besonderer Weise für Gerechtigkeit, Menschenrechte und Entwicklung in den Ländern der sogenannten Dritten Welt einsetzen. San Martin ermöglichte in zahlreichen Entwicklungsprojekten Tausenden Menschen in Armut ein nachhaltiges Einkommen und Arbeitsplätze.
„Wir sollten mehr Energie investieren ins Vernetzen als ins Bauen von Mauern“, betonte San Martin bei der Preisverleihung. Fast beschämt zeigte sich der Peruaner über die Auszeichnung, gehöre sie doch eigentlich allen, mit denen er je zusammen gearbeitet habe. Dass die Ehrung in Salzburg stattfand, ist kein Zufall: San Martín studierte hier und forschte zu Wirtschafts-Netzwerken. Nach dem Doktorat baute er in seiner Heimatstadt Trujillo die Entwicklungsorganisation „Minka“ („Zusammenarbeit“) auf, die mit dem Ansatz des Vernetzens das Leben von Bauern und Kleinunternehmern nachhaltig verändert. „Wenn die Menschen zusammenarbeiten, haben sie bessere Chancen“, ist San Martin überzeugt.
Der peruanische Romero-Preisträger wird in den kommenden Tagen in Österreich bei Vorträgen von seiner Arbeit berichten. Am nächsten Sonntag, 25. November (12 Uhr) wird San Martin im Wiener Stephansdom bei einer Festmesse zu Ehren des Heiligen Oscar Romero dabei sein.
An der gut besuchten Feier in Oberndorf nahmen u.a. der Salzburger Weihbischof Hansjörg Hofer, Katholische-Aktion-Präsident Leopold Wimmer, die Salzburger Landesrätin Andrea Klambauer (NEOS) und Grünen-Klubobfrau Martina Berthold teil. Wien war u. a. durch KMB-Diözesanobmann Richard Wagner und Vikariatsobmann Willi Weiss vertreten. „Wir leben nicht in einer idealen Welt: es gibt heute noch Hunger, Gewalt und Ungerechtigkeit. Oscar Romero steht dafür, dass wir alle gefordert sind, dass es in unserer Welt weniger Armut, weniger Ausgrenzung und mehr Gerechtigkeit gibt“, erinnerte der neue KMBÖ-Vorsitzende Ernest Theußl an die Hintergründe der Auszeichnung und ihren Namensgeber.
„Das Vorbild von Francisco San Martín zeigt uns deutlich, worum es auf der ganzen Welt geht – um Frieden und Gerechtigkeit“, betonte Helmut Dachs, Vorsitzender von „Sei so frei“ und der KMB Salzburg, in seiner Rede. „Sei so frei“ besteht heuer seit 60 Jahren. Was 1958 mit einer Hungersnot und dem Hilferuf eines Bischofs auf der Blumeninsel Flores begann, war lange als Aktion „Bruder in Not“ bekannt. „Heute steht die Befreiung aus ungerechten Strukturen, von Hunger und Armut im Zentrum unseres entwicklungspolitischen Engagements“, fasste Dachs zusammen.
Erinnert wurde bei der Romero-Preisverleihung auch an den 29. Jahrestag der Blutnacht in der Zentralamerikanischen Universität (UCA) in San Salvador. In der Nacht auf den 16. November 1989 war ein Streitkräfte-Kommando in die UCA gestürmt, die damals ein Zentrum der lateinamerikanischen Befreiungstheologie war. Sechs Jesuiten, eine Haushälterin und deren 15-jährige Tochter wurden ermordet. Im Gedenken an die acht Opfer entzündete Weihbischof Hofer eine Kerze mit der Unterschrift des Heiligen Oscar Romero um damit auszudrücken, „dass wir diese Glaubenszeugen nicht vergessen haben“.
Der an den salvadorianischen Märtyrerbischof Oscar Romero (1917-1980) erinnernde Romero-Preis wird seit 1980 an Personen vergeben, die sich in besonderer Weise für Gerechtigkeit und Menschenrechte einsetzen. Romero wurde am 14. Oktober 2018 in Rom von Papst Franziskus heiliggesprochen. Mehr dazu siehe unter www.seisofrei.at/romero
Kathpress, Franz Vock