Einkehrtag der Dekanate Lanzenkirchen und Wiener Neustadt in Theresienfeld


„Das nicht beachtete, und wenn ja – verstümmelte Gebot der Nächstenliebe…“

Unter diesem, recht aufrüttelndem Thema, stand der heurige KMB-Einkehrtag der Dekanate Lanzenkirchen und Wiener Neustadt im Pfarrzentrum Theresienfeld. Als Referent konnte der ehemalige Pfarrer der Pfarre St. Anton Flugfeld, Viktor Kurmanowytsch gewonnen werden.

Eingangs wurden die Zuhörenden mit der Frage Warum das Thema Liebe? von Viktor K. konfrontiert. Die Antwort blieb er mit eindrucksvollen Beispielen nicht schuldig.

„Jesus ist sehr oft gefragt worden, was wohl das größte Gebot sei. Seine Antworten waren immer klar und deutlich und die Wichtigkeit dieser Frage unverrückbar. Eine Fangfrage war sie im Prinzip, denn das ganze Bestreben, sein Leben, seine Predigten und sein Handeln waren darauf ausgerichtet. Sowie das einzige wirkliche Gebot die Liebe ist, so ist die einzige wirkliche Sünde, die Sünde gegen die Liebe.“ Es scheint klar und deutlich zu sein, dass die Liebe als wichtigste Grundlage unserer Seelsorge, als wichtigste Voraussetzung im Umgang mit allen Menschen ist. Doch ebenso schwer ist es, diese im pastoralen Alltag zu leben. Am schwierigsten scheint dem Referenten, die Liebe in der Ehe zu sein. Die hautnahe immer anstehende, jahrein  jahraus aushaltende Liebe. Das friedvolle Beisammensein mit der Wahrung der Freiheit in Ausübung der vollen Gerechtigkeit ist nicht einfach.

Im weiteren Verlauf des Vortrages zeigte Viktor K. auf, dass das Neue Testament voll von Beispielen, von Erzählungen, von Erklärungen ist, die alle in die Liebe Gottes münden. Als ein „Kernstück dieses Liebesverhaltens“ nennt er als überzeugendes Beispiel die Seligpreisungen, die uns Christen als Leitlinie im Umgang mit unseren Mitmenschen dienen können.

Als weiteres treffendes Beispiel für die Liebe in der heiligen Schrift nennt er den Paulusbrief an die Korinther Vers 13, den sich fast alle Ehepaare wünschen, der aber kaum als lebbar aufgefasst wird.

Im letzten Teil seines Vortrages widmet sich Viktor K. der von Papst Benedikt erster Enzyklika „Deus cariatas est“, aus dem Jahr 2005. „Gottes Liebe ist für uns unerreicht, sie ist Perfektion, und wir hoffen partizipieren zu können und daraus zu lernen. Ratzinger ist auch überzeugt, dass unsere Liebe nur dann effektiv wird, wenn wir aus dem Glauben heraus liebevoll tätig werden.“

Abschließend nimmt der Referent noch Stellung zu dem von  Ratzinger erwähnten Verhalten der Kirche in der Liebe, vor allem die effektive und großartige Arbeit der „Caritas“ und auch die gesamte Konzeption der Tätigkeit der Kirche. Hier geht es um das Gegenüber von uns in der Familie, auf der Straße, im Ort.

In seinem Schlusswort gab er den Zuhörenden drei FR noch mit auf dem Weg:

FREIHEIT              –        FRIEDE     –             FREUDE

„Wenn Freiheit und Friede gewährleistet werden, so kommt automatisch Freude dazu.“

Nach diesem spannenden und ergreifenden Vortrag bedankte sich Paul Rubey, KMB-Arbeitskreisleiter der Dekanate Lanzenkirchen und Wiener Neustadt, bei Viktor Kurmanowytsch für seine Ausführungen und die Anwesenden plauderten noch angeregt bei einer Kaffeejause, zu der sie dankenswerterweise von der Pfarre Theresienfeld eingeladen wurden.

Mag. Ernst Schatzer
Dekanat Lanzenkirchen