Landesmutter – Kriegerin – Powerfrau – Reformerin – tief religiös – intolerant?
So wird die vor 300 Jahren geborene Maria Theresia in den vielen zum Jubiläum erschienenen Büchern, Artikeln und Ausstellungen bezeichnet. Maria Theresia, deren Schaffen noch heute nachwirkt und die vielerorts geachtet ist, war wohl irgendwie alles.
Sie musste sich ihre Anerkennung als Frau und Regentin schwer erkämpfen, besonders gegen den Preußenkönig Friedrich II., der feststellte: „Einmal hat Habsburg einen Mann, und dann ist es eine Frau“.
Mit umfassenden Reformen modernisierte sie ihr Reich in allen Bereichen – Verwaltung (Abschaffung von Maut, Zollstellen und der Zünfte), Steuerrecht (Aufhebung der Steuerfreiheit von Adel und Klerus), Gerichtsbarkeit (Rechte der Grundherren und Städte werden eingeschränkt und die Folter aufgehoben), Heer (Gründung der Theresianischen Militärakademie Wiener Neustadt, Invalidensystem, Versorgung der Kriegswaisen), Börsegründung 1771, Schulpflicht Trivialschule 1774 und vieles noch heute wirksames mehr.
Dies gelang ihr mit großem Erfolg, da sie hervorragende Berater hatte und auch auf diese hörte (= zeitlos, gilt auch heute in Wirtschaft, Politik, Kirche). Viele Historiker meinen, dass diese Reformen (auch mit ihrem Sohn und Mitregenten Joseph II.) eine blutige Revolution wie 1789 in Frankreich erspart haben.
Zitat MT: „Die wichtigste Obsorge eines Regenten ist die Auswahl seiner Ratgeber!“
Herrscherin von Gottes Gnaden
Maria Theresia sah sich legitimiert als Herrscherin von Gottes Gnaden, war treue Katholikin, was sie jedoch nicht hinderte, Recht der Kirche einzuschränken und ihre Kinder vor zu viel Romhörigkeit zu warnen. Sie hob etliche Feiertage auf und wünschte, dass sich die Liturgie auf das Wesentliche, den Blick auf Jesus, konzentrieren und wahre Andacht die unzähligen „Andächteleien“ ablösen sollen. Leider erfolgten auch Ausweisungen von Protestanten nach Siebenbürgen und Vertreibungen von Juden, besonders aus Prag, und die Schaffung von Zensur und Index.
Liebende Gattin
Maria Theresia heiratete (damals sehr unüblich) ihre große Jugendliebe Franz Stephan von Lothringen und hatte mit ihm 16 Kinder. Sie litt schwer nach dem Tod des Gatten 1765 und trug dann nur mehr die Witwentracht. „Ich habe alles verloren …Mein Herz ist erloschen“
Mater Austriae
Maria Theresia ist auch bedeutsam für die Vertiefung des Begriffes österreichische Identität. Nach den leidvollen Erfahrungen im Dritten Reich knüpfte Bundeskanzler Leopold Figl in einem Aufsatz „Was ist Österreich“ an Maria Theresia an: „…sie hat diese Schwierigkeiten durchgekämpft – wir Österreicher nenne sie Mater Austriae“.
Die Hochachtung vor Maria Theresia, ja die Verehrung der Monarchin war tief im Volk verwurzelt.
Auf der 1744 in der Stadt Retz auf dem Hauptplatz errichteten Dreifaltigkeitssäule ist auch eine prachtvolle Statue der Maria Immaculata zu bewundern, welche nach Ansicht vieler Kunstsachverständiger die Züge der jugendlichen Landesfürstin tragen.
Am Schluss ein auch heute sehr aktuelles Zitat von Maria Theresia: „…dass Politik weder Lüge noch Untreue rechtfertigen…“
Helmut Wieser