3500 km vom Weinviertel nach Santiago de Compostela
KMB-Diözesanobmann Helmut Wieser beglückwünscht Franz Kerbler aus der Pfarre Obernalb, Verbandspfarre Retz.
Gleich nach seiner Pensionierung als Angestellter der Stadt Retz packte Franz Kerbler, seit langen Jahren KMB-Dekanatskassier, seinen Rucksack und pilgerte von Nikolsburg (Mikulov), Südmähren, an der Grenze zum NÖ Weinviertel die 3500 km nach Santiago de Compostela. „Ich wollte mich auf die Suche nach dem Wesentlichen machen“ so der glücklich heimgekehrte Pilger.
In mehreren bestens besuchten Lichtbildvorträgen berichtete Franz über seine wunderbaren Erfahrungen. Das Interesse ist ungebrochen – der letzte Vortrag am 9. Februar im Saal des GH Brand war überfüllt.
Bitte vormerken: Zusätzlicher Termin: Donnerstag, 30. März 2017, 19:00 Uhr Gasthaus Brand, Retz
KMB-Dekanatskassier Franz Kerbler auf dem Jakobsweg bis zum „Ende der Welt“
Helmut Wieser
Ein persönlicher Erfahrungsbericht des Pilgers:
Auf dem Jakobsweg . . .
von Mikulov bis Santiago de Compostela, Muxia und Finisterre – bis ans Ende der Welt (siehe Foto!)
Meine Entscheidung mich auf diesen Weg zu begeben traf ich schon vor meiner Pensionierung, die ich mit 1. Juni 2016 antrat. Die Pension ist ein neuer Lebensabschnitt und so packte ich meinen Rucksack und ging am 3. Juni 2016 von Mikolov (Nikolsburg in Tschechien) nach Santiago de Compostela, um mich auf die Suche nach dem Wesentlichen im Leben zu machen, um loszulassen von weltlichen Sicherheiten und sich Gott, dem Leben, der Natur ganz anzuvertrauen. Aussteigen auf Zeit. Eine echte Befreiung von Alltagszwängen, Alltagsgewohnheiten, Alltagssorgen, Alltagsgedanken, um eine neue Sichtweise und Lebenseinstellung für Wesentliches zu bekommen.
Pilger sein heißt auch mit Belastungen unterwegs zu sein, die Sorgen und Anliegen mit auf den Weg zu nehmen, um sie ins Heiligtum zu bringen, vor Gott und die Gemeinschaft der Heiligen. Ich bin dankbar und froh, dass Gott alle Wege mitgeht und dass es so viele gibt, die den Weg begleiten. Meinen Dank habe ich in den aufgelegten Pilgerbüchern von Österreich bis Spanien zum Ausdruck gebracht, unter vielen anderem aber mit dem Satz:
„Ein von Gott gesegneter, herrlicher Weg! Halleluja!“
Ich verzichtete auf jegliche Planung der Tagestouren und über freie Schlafplätze in den Herbergen und habe sehr oft im Freien geschlafen. Das Wichtigste war für mich die Gegenwart, der heutige Tag, die Menschen und die Landschaft, das Jetzt und das Schöne auf diesem Weg.
Auf diesem Weg blickte ich zurück auf die Spur meines Lebens, dem Auf und Ab, den Biegungen und Kreuzungen, verweilte bei Menschen und Ereignissen, die mich geprägt haben. Wer gab mir Kraft und Mut Altes zu verlassen und Neues zu wagen, Schwierigkeiten zu überwinden und im Dunkeln auf das Licht zu hoffen? „Gott ist es der mich zum Leben rief, der mich führt und stärkt!“ Vor dem Start wusste ich nicht, was mich auf diesem Pilgerweg alles erwartet. Täglich 8 bis 11 Stunden mit dem 17 kg schweren Rucksack zu gehen, über fünf Monate lang und mehr als 3.500 km zurückzulegen. Unter dem Motto „Offen sein für alles und einfach alles so zu nehmen wie es kommt!“ Der Jakobsweg ist Lebensweg, in freier Natur ein bescheidenes meditatives Leben zu führen, ein glückseliges Gefühl der Harmonie, der Geborgenheit, des Gottvertrauens.
Mich überkam ein wunderbares Gefühl der Einheit mit der Schöpfung, mit Gott, mit dem Leben. Mir wurde klar, dass alles gut ist, so wie es ist und dass ich beruhigt, gelassen und voll Gottvertrauen durchs Leben gehen kann.
Der eigentliche Sinn der Pilgerschaft ist sein Herz zu öffnen und nicht in Santiago anzukommen. Ich bin dankbar für diesen Weg. Er lehrte mich wieder offener zu sein, aufmerksamer zu hören und zu spüren. Der Weg bringt einem nicht das, was man sucht, sondern das, was man braucht.
„Kein Weg ist zu lang für den, der langsam und ohne Eile vorwärts schreitet.“
Jean de la Bruyère
Halleluja!
Euer Franz